Fachkräftemangel trifft Stellenrückgang
Einleitung
In unserem Überblicksartikel Trends in der Schweizer Weiterbildung 2025 haben wir unter Trend 6 hervorgehoben, dass Weiterbildung eine Lösung gegen den Fachkräftemangel darstellt. Neue Daten zeigen jedoch: Die Lage ist komplexer geworden. Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab, doch die strukturellen Engpässe bleiben. Weiterbildung ist damit nicht nur Mittel gegen Knappheit, sondern ein Werkzeug, um Veränderung zu bewältigen.
Zwischen Mangel und Rückgang
Laut dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz hat sich der Fachkräftemangel entspannt. Trotz dieser Abkühlung liegt der Index immer noch über dem Vor-Pandemie-Niveau, was zeigt: Der Mangel ist nicht verschwunden, sondern verschiebt sich. Zwei Erklärungen dafür sind:
- Demografischer Wandel: Es treten mehr Personen in Pension als junge Fachkräfte nachrücken.
 - Technologie & Digitalisierung: Besonders in ICT-Bereichen und datengetriebenen Rollen steigen die Anforderungen an Qualifikationen.
 
Der parallel erhobene Adecco Swiss Job Market Index (ASJMI) bestätigt den Trend einer Entspannung. Besonders betroffen sind Verwaltungs-, Büro- und Kommunikationsberufe, deren Ausschreibungen seit 2023 um rund 17 % gefallen sind. Das deutet auf eine strukturelle Verschiebung hin, getrieben durch Automatisierung, KI und Prozessoptimierung.
Wo der Mangel bleibt
Trotz Entspannung bestehen weiterhin Engpässe – vor allem in Bereichen, die kaum automatisierbar sind oder hohes Fachwissen erfordern:
- Gesundheits- und Pflegeberufe: bleiben an der Spitze des Index.
 - Bau, Technik, Elektronik: weiterhin hohe Nachfrage, insbesondere in leitenden Funktionen.
 - ICT-Berufe: zwar leichte Entspannung, aber strukturell weiterhin unterbesetzt.
 
Kurz: Überangebot hier, Mangel dort. Diese Polarisierung des Arbeitsmarkts bedeutet: Weiterbildung muss zielgerichteter werden.
Weiterbildung als strategisches Instrument
Unternehmen und Bildungsträger reagieren zunehmend strategisch:
- Upskilling: bestehende Mitarbeitende in digitale Kompetenzen, Prozess- oder Datenverständnis weiterbilden.
 - Reskilling: gezielter Branchen- oder Aufgabenwechsel durch praxisnahe Weiterbildungsangebote.
 - Modulare Bildungswege: z. B. Fachausweise, um in kleineren Schritten Qualifikationen aufzubauen.
 
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hebt hervor, dass Weiterbildung entscheidend ist, um Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu sichern.
Die Rolle von Lernplattformen und KI im Upskilling
Digitale Weiterbildungsplattformen wie Fachausweis.AI ermöglichen flexibles, individuelles Lernen – ideal in einer Zeit, in der Zeit und Ressourcen knapp sind. KI-gestützte Systeme identifizieren Kompetenzlücken früh, helfen beim zielgerichteten Lernen und erhöhen damit den Return on Learning. Adaptive Lernsysteme machen Weiterbildungen effizienter und relevanter – ein klarer Vorteil im Fachkräftemangel-Kontext.
Arbeitgeberperspektive
Weiterbildung ist nicht nur Kosten-, sondern auch Investitionsposten. Mitarbeitende, die Entwicklungsmöglichkeiten erhalten, zeigen höhere Loyalität. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer Weiterbildungsstrategie ihre Bindung stärken können. Für HR und Unternehmensführung heisst das: Lernkultur schaffen und interne Mobilität fördern. So wird Weiterbildung Teil der Arbeitgebermarke.
Ausblick
Die Schweiz erlebt aktuell keinen einfachen Fachkräftemangel mehr, sondern eine Neustrukturierung des Arbeitsmarkts. In manchen Bereichen entspannt sich die Lage, in anderen verschärft sie sich. Die Zukunft gehört jenen Organisationen und Personen, die Qualifikationen vorausschauend entwickeln und sich mit dem Wandel bewegen.
Weiterführende Quellen
Hier sind einige weiterführende Quellen zum Thema:
- UZH – Fachkräftemangel-Index
 - UZH – Adecco Swiss Job Market Index (ASJMI)
 - SBFI – Weiterbildung in Unternehmen
 
Einbettung
Dieser Artikel vertieft Trend 6 aus unserem Überblick Trends in der Schweizer Weiterbildung 2025. Dort findest du alle weiteren Entwicklungen, die den Weiterbildungsmarkt aktuell prägen.
